Ich bin auf das selber-Backen gekommen, weil ich nach dem Genuss von Brot aus dem Supermarkt oft unter Bauchschmerzen litt. Mit den wesentlich teureren Produkten eines Bio-Bäckers passierte das jedoch nicht. Außerdem kann ich Staub und Pollen neuerdings ohne Allergie-Blocker ertragen, seit ich selber backe. Ich glaube, dass der entscheidende Unterschied im höheren Zeiteinsatz und dem Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe liegt.
Den Sauerteig musst du am Tag vor dem Backen aus diesen Zutaten vorbereiten:
Rühre die Zutaten mit einer Gabel zusammen, so dass ein dicker Brei entsteht. Dieser soll locker abgedeckt an einem warmen Platz 10 bis 24 Stunden lang zu einem fluffigen Sauerteig heran reifen.
Wir fangen wie bei einem Pizzateig an:
Löse die Hefe im Wasser auf, danach kannst die restlichen Zutaten einrühren. Forme daraus eine feste Kugel, die du dann 5 Minuten lang kräftig durch knetest. Lasse den Teig ruhen, bis er sich deutlich sichtbar aufzublähen beginnt (≈20 Minuten).
⚠️ Bewahre einen gehäuften Esslöffel vom Sauerteig als Anstellgut für das nächste Brot auf.
Knete nun den Sauerteig mit dem Hauptteig zusammen. Ein paar zusätzliche Esslöffel Mehl machen den Teig weniger klebrig. Danach soll er im eingefetteten Topf mit Deckel an einen warmen Platz ruhen, bis sich das Volumen verdoppelt hat (≈2 Stunden).
Backe das Brot im Topf mit oder ohne Deckel 50 Minuten bei 210 °C.
Sauerteig gibt dem Brot ein leckeres Aroma, macht es bekömmlicher und länger haltbar - ungefähr eine Woche.
Die Hefe-Pilze und Milchsäure-Bakterien im Sauerteig scheiden Gase aus, die den Teig auflockern (siehe Wikipedia). Dabei werden Bestandteile vom Mehl zersetzt, die wir nur schlecht verdauen können. Im Prinzip kann man Sauerteig auch aus Weizen und Dinkel herstellen, aber die Variante aus Roggen schmeckt am besten.
Um Sauerteig herzustellen, gibt man Anstellgut (das die gewünschten Mikroben enthält) in einen Roggenteig und wartet einen Tag. Die Mikroben vermehren sich dann, wobei sie den ganzen Teig in einen Sauerteig verwandeln.
Anstellgut ist Sauerteig. Wenn man ein Brot mit Sauerteig backt, bewahrt man einen Esslöffel davon als Anstellgut für das nächste Brot auf. Mit einem Esslöffel Mehl und etwas Wasser gefüttert kann es eine Woche im Kühlschrank lagern. Wenn du es dann nochmal fütterst, lässt sich die Zeit auf eine weitere Woche verlängern. Mehr geht nicht. Der Behälter darf nur locker (nicht luftdicht) verschlossen werden.
Wenn du kein Anstellgut bekommen kannst, musst du dir den ersten Sauerteig selbst heran züchten. Das dauert eine Woche. Die dazu nötigen Bakterien und Pilze befinden sich in Vollkorn Mehl und in der Raumluft. Du brauchst einen Behälter mit mindestens 1,5 Liter Volumen. Er soll die ganze Woche lang nur locker abgedeckt werden, und an einem warmen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung stehen.
Gebe jeden Tag 50 g Vollkorn Roggenmehl und 50 ml warmes Wasser in den Behälter. Der Teig soll dickflüssig sein, so dass man ihn mit einem Löffel gut umrühren kann.
Ab dem dritten oder vierten Tag entwickelt der Teig einen sauren Geruch (wie bei Essig). In den Tagen danach bläht er sich zu einem Schaum auf. Dann ist er fertig. Es macht nichts, wenn der Schaum wieder zusammen sackt.
Das klingt einfach, klappt aber leider nicht immer auf Anhieb. Achte auf tadellose Hygiene, denn du willst dir keine schädlichen Bakterien heran züchten. Wenn sich die Farbe plötzlich verdunkelt, Schimmel-Flecken entstehen, oder ein Geruch nach faulen Eiern oder Furz entsteht, ist der Teig auf jeden Fall verdorben. Versuche es dann nochmal, am besten mit einem anderen Vollkorn Roggenmehl.
Die von mir angegebenen Zeiten und Mengen sind nur Richtwerte. Es handelt sich um Naturprodukte deren Eigenschaften ganz natürlich wechselhaft sind. Mache den Teig nicht zu feucht, denn dann klebt er lieber an allen Oberflächen fest, anstatt einen knetbaren Ball zu bilden. Der Effekt ist bei Roggen besonders stark.
Das Kneten ist wichtig, weil sich dadurch der Klebstoff Gluten aus dem Getreide löst, was den Teig elastisch macht. Zu wenig gekneteter Teig kann die Luftblasen nicht festhalten, er geht daher schlecht hoch. Eine Knetmaschine oder ein robuster Handmixer kann beim Kneten hilfreich sein. Beachte die maximale Belastbarkeit der Maschine gemäß Bedienungsanleitung. Nicht jedes Gerät eignet sich für Brot-Teig.
Mit einer angefeuchteten Teigkarte bekommt man den Teig gut aus Schüsseln heraus gelöst. Für Arbeitsplatten eignet sich auch ein einfacher Spachtel aus dem Baumarkt, dessen scharfe Kanten man vorher etwas abschleift.
Zum Hochgehen und Backen verwende ich einen 20 cm Topf mit Emaille Beschichtung und Griffen aus Eisen (Plastik würde schmelzen). Der Topf muss innen mit Margarine eingefettet werden, sonst klebt das Brot fest. Butter eignet sich weniger gut, Diät-Margarine gar nicht.
Der Teig geht an einem warmen Ort hoch, damit meine ich 20 bis 35 °C. Nicht mehr, weil sonst die Bakterien absterben. Im Winter eignet sich ein Platz nahe am Heizkörper. Auch die Glühlampe im Backofen taugt als sanfte Wärmequelle. Direkte Sonneneinstrahlung ist hingegen keine gute Idee.
Nach 1 bis 3 Stunden Ruhezeit sollte der Teig das doppelte Volumen erreicht haben. Länger warten bringt nichts. Ich habe es oft durch zu viel Wärme versaut. Manchmal wird Hefe (auch die getrocknete) schon vor dem Mindesthaltbarkeits-Datum schlecht. Offenbar ist Bio-Hefe davon mehr betroffen, als die normale billige. Salz hemmt die Wirkung der Hefe, kann sie im Extremfall sogar abtöten.
Brot braucht beim Backen anfangs einen schnellen Temperaturanstieg. Da mein 4 kW Gas-Ofen verdammt schnell aufheizt, kann ich auf das Vorheizen verzichten. Wenn dein Ofen weniger Leistung hat, heize ihn besser vor. Man backt Brot ohne Umluft.
Falls das Brot nach dem Backen im Topf fest hängt, warte einfach ein paar Minuten. In der Regel löst es sich beim Abkühlen von selbst.
Das obige Rezept ist eine solide Grundlage für zahlreiche Varianten. Für den Hauptteig eignet sich Weizen-, Dinkel- und Roggen-Mehl in beliebigem Mischungsverhältnis. Reis- und Mais-Mehle taugen nur in geringen Anteilen, da sie kein Gluten enthalten.
Brot aus 100% Weizen ist frisch gebacken besonders fluffig, aber schon am nächsten Tag schmeckt es nicht mehr gut. Roggen kann Wasser und Aroma besser speichern. Die Typ-Nummer auf der Packung gibt an, wie viele Milligramm Mineralstoffe in 100 g Mehl enthalten sind. Je größer die Zahl, umso härter aber auch Geschmackvoller wird das Brot. Probiere ruhig mal teure Vollkorn-Mehle aus, teilweise schmeckt man den Unterschied deutlich.
Wenn du altes Brot übrig hast, kannst du 100 g davon zerkleinert einarbeiten.
Ein Esslöffel Öl verbessert die Dehnbarkeit des Teiges. Welches Öl genau du verwendest, ist Geschmackssache.
Du kannst eine Tasse eingeweichte Samen zum Teig geben: Chia (bindet viel Wasser), Quinoa, Mohn, Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Haferflocken, Hanf und Sesam.
Was auch gut geht: Rosinen, Banane, Paprika-Stückchen, geriebende Karotten, geriebende Kartoffeln, Sesam-Öl, frisch geröstete Zwiebeln (mein Favorit).
Probiere Gewürze aus: Kümmel, Anis, Fenchel-Samen, Koriander, Rosmarin, Soja Soße, Rübensirup.
Anstelle von Wasser kann man Bier oder Kaffee benutzen.
Damit hast du genug Variationsmöglichkeiten um ein ganzes Jahr lang jedes mal ein anderes Brot zu versuchen. Mache dich aber zuerst mit dem Grund-Rezept vertraut, bis das zuverlässig gut klappt.
Wenn man Brot ohne Topf backt, bildet sich eine schönere aromatische Kruste. Dazu brauchst du einen Gärkorb (mit oder ohne Tuch), dessen Innenflächen großzügig mit Mehl bestäubt sind.
Bereite den Teig wie oben beschrieben zu. Er soll aber nicht im Topf hoch gehen, sondern im Gärkorb. Lege Backpapier auf das Ofenblech und kippe den Laib darauf. Backe das Brot 50 Minuten bei 210 °C.
Für eine schöne Kruste kann es helfen, eine Schüssel heißes Wasser mit in den Ofen zu stellen.
Aus dem gleichen Teig kannst du 16 Brötchen formen, die Backzeit beträgt nur 25 Minuten bei 190 °C.
Dieses Rezept eignet sich prima für Handarbeit, denn man muss nur den einfachen Weizenteig kneten, ohne sich mit klebrigem Roggen abzumühen. Du brauchst einen Gärkorb, dessen Innenflächen großzügig mit Mehl bestäubt sind.
Bereite Sauerteig und Hauptteig wie oben beschrieben zu, knete sie aber nicht zusammen. Stattdessen soll der Hauptteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche wie ein Pizzaboden flach gedrückt werden, am besten in Quadratischer Form. Dann belegst du die "Pizza" mit dem Sauerteig, und rollst das Ganze zusammen. Die Rolle wird nun in den Gärkorb gelegt um darin hoch zu gehen.
Wenn sie ihr Volumen verdoppelt hat, lege Backpapier auf das Ofenblech und kippe den Laib darauf. Backe
das Brot 50 Minuten bei 210 °C.
Das saure Brot wird ausschließlich von Sauerteig hoch getrieben, ohne Zusatz von Hefe. Es ist saftiger und schmeckt deutlich saurer, als die anderen Varianten. Weil der Teig sehr weich und klebrig wird, brauchst du zur Verarbeitung eine Teigkarte.
Bereite den Sauerteig wie oben beschrieben zu. Dann rühre folgende Zutaten mit einem Löffel oder Mixer dazu:
Lasse den Teig in einem eingefetteten Topf zuende reifen, bis sich das Volumen verdoppelt hat (≈10 Stunden). Achtung: Der so aufgeschäumte Teig ist stoßempfindlich!
Backe das Brot im Topf mit oder ohne Deckel 50 Minuten bei 210 °C.